Slow Fashion: Entschleunigte und bewusste Mode

Wir alle können mit unserem Konsumverhalten den Modemarkt beeinflussen. Je nachdem, welche Marken wir bevorzugt kaufen, unterstützen wir die Hersteller von Fast Fashion oder Fair Fashion und hinterlassen damit ökologische Fußabdrücke. Wenn wir auch in der Mode auf Nachhaltigkeit setzen wollen, lohnt sich ein Blick auf Slow Fashion Konzepte.

Der Begriff „Slow Fashion“ umfasst ein Sammelsurium verschiedenster Strategien, mit denen wir unseren Modekonsum nachhaltiger ausrichten und Verantwortung für Mensch und Umwelt übernehmen können. Slow Fashion ist ein Bewusstsein, eine Haltung, bei der es darum geht, das Produkt und seine Qualität Wert zu schätzen und es in Zusammenhang mit der Umwelt zu sehen. Denn Qualität, Wertschätzung und Nachhaltigkeit bleiben bei der schnelllebigen Fast Fashion Mode von heute auf der Strecke. Kaufen, tragen, wegwerfen ist der Lebenszyklus der meisten billigen Modeartikel. Viele Teile wandern nach kurzem Tragen direkt vom Kleiderschrank in die Mülltonne – oder auf die wachsenden Altkleiderberge.

Bei Slow Fashion geht es darum, Ressourcen zu schonen, Vorhandenes zu nutzen und den Lebenszyklus von Produkten zu verlängern.

Kleidung tauschen, leihen, fair oder Secondhand kaufen, selber nähen, Kaputtes reparieren, weniger konsumieren – all das ist Slow Fashion.

Secondhand-Mode liegt im Trend. (Foto: Unsplash.com)

Secondhand-Mode: Eine zweite Chance für Kleidung mit Geschichte

Das Image und die Einstellung zu gebrauchter Mode haben sich in den letzten Jahren stark gewandelt. Secondhand liegt im Trend – insbesondere auch bei der jungen Generation.

Der Anteil von Secondhand-Mode am gesamten Modemarkt wächst stetig. Schätzungen zufolge könnte Secondhand bis zum Jahr 2030 etwa 20 % der gesamten Umsätze auf dem Modemarkt ausmachen. Dieses Wachstum wird durch ein steigendes Umweltbewusstsein der Verbraucher und den Wunsch nach einzigartigen Modeartikeln angetrieben. Bemerkenswert ist, dass etwa 55 % der Deutschen in den letzten zwölf Monaten Secondhand-Kleidung gekauft haben, was den zunehmenden Trend zu nachhaltigem Konsum unterstreicht.

Online-Plattformen spielen eine entscheidende Rolle in diesem Wachstumsmarkt: „Vinted“,  „momox“ oder „sellby“ boomen und viele der großen Fast Fashion-Anbieter haben mittlerweile den Trend erkannt und eigene Secondhand-Plattformen im Netz etabliert. Dort bekommt man dann beim Verkauf von Secondhand-Ware einen Gutschein, mit dem man wiederum neue Fast Fashion Ware kaufen soll. Ein lukratives Geschäft – vor allem für die Hersteller-, darum sollte man sich die Plattform genau anschauen, auf der man verkaufen möchte. Und da die Lebensdauer von Secondhand-Fast Fashion kurz ist und diese Secondhand-Artikel oft einen extrem langen Transportweg vom Logistikcenter zum nächsten Lager zurücklegen, sind die dadurch verursachten Emissionen auch kein Gewinn für die Umwelt.

Ausländische Fashion Resaler wie „The Real Real“, „Rebag“ oder „Vestiaire Collective“ verkaufen hochwertige Secondhand-Designermode und gebrauchte Luxusmarken. Hierfür macht Secondhand mehr Sinn, denn die hochwertigen Qualität hat eine längere Haltbarkeitsdauer als ein Secondhand-Fast Fashion-Teil.

Mode zum Leihen oder Tauschen: „Sharing is caring“

Andere Slow-Fashion-Konzepte beschäftigen sich mit Mode zum Leihen – Nutzen statt Besitzen lautet das Prinzip. Hierfür gibt es mittlerweile einen neuen Nischenmarkt im Netz mit diversen Online-Plattformen, wie beispielsweise die Mietplattformen „Le Closet“, „Myonbelle“, „Modami“ oder „Fairnica“ (nachhaltige Mode!). In einigen deutschen Städten gibt es mittlerweile sogar „Büchereien für Klamotten“ – wie etwa die Kölner „Kleiderei“.

Meine CorporateColor-Kollegin Sandra Garvens hat den Online-Anbieter „Le Closet“einmal ausprobiert. Lest in ihrem Gast-Beitrag auf meinem Blog, welche Erfahrung sie mit Leihware gemacht hat und welches Fazit sie zieht…

Vor allem anlassbezogen kann Leihmode eine gute Alternative sein – z.B. das Leihen eines Ballkleides oder eines Brautkleides. Wichtig ist, den eigenen Konsum kritisch zu hinterfragen und genau zu prüfen, ob Leihmode am Ende wirklich nachhaltiger ist, oder noch mehr zum hemmungslosen Kleidungskonsum verleitet.

Auch das Angebot an Kleidertauschbörsen wächst beständig. Viele Städte bieten über Vereine und Organisationen regelmäßig Kleidertauschbörsen an und auch im Netz finden sich Anbieter (z.B. „Berlin Clothing Swap“, „Uptraded“).

Kleidertauschbörsen sind Online wie Offline oft wahre Fundgruben. (Foto: Unsplash.com)

Upcycling – aus alt mach neu

Do it Yourself-Modeblogs im Internet haben großen Zulauf, Tipps rund ums Upcycling von vorhandener Kleidung sind beliebt.

Auch ich habe mich bereits im Upcyceln von Kleidung versucht – mehr dazu findet ihr in meinen Blogartikeln „Nicoles Mode-Upcycling-Atelier“  und „Kleider erweitern mit dem Streifen-Trick“.

Professioneller machen es natürlich Designerinnen, wie bspw. Lea Theres Lahr-Thiele, die mit Zero-Waste Couture einzigartige Upcycling-Unikate erschafft. Lesetipp: Ein Besuch bei der Neonyt-Messe .

Auf dem Recycling-Sektor gibt es mittlerweile viele kleine Unternehmen, die Mode aus recyceltem Material anbieten. Ein Beispiel ist das Label „Refished“, dass seit mittlerweile 12 Jahren Taschen und Rucksäcke aus alten Fischfutter- und Zementsäcken produziert.

Auch das Upcycling und Recycling von Kleidung gehört zur Slow Fashion (Foto: Unsplash.com)

Slow-Fashion: Was kann jeder einzelne von uns dafür tun?

1. Wir können bewusster mit unserer Kleidung umgehen, die vorhandenen Ressourcen nutzen und das, was wir haben, mehr wertschätzen. Ein „Upcycling“ bspw. kann dem ein oder anderen alten Schätzchen in unserem Kleiderschrank neues Leben einhauchen. Dabei muss das gute Stück gar nicht zwingend in die Änderungsschneiderei. Auch ein Kleiderschrankcheck mit einer Imageberaterin bringt oft neue, kreative Kombinationsmöglichkeiten vorhandener Kleidung hervor.

2. Wir können uns dem Secondhand-Trend anschließen und auf Flohmärkten oder Online-Plattformen nach qualitativ hochwertigen Vintage-Klassikern und gebrauchten Markenklamotten stöbern. Hier gibt es oft echte Schätzchen in Top Qualität zu günstigen Preisen. So können wir unsere Individualität ausleben und einen eigenen Stil kreieren.

3. Wir können mit Freundinnen eine Kleider-Tauschbörse veranstalten. Das macht Spaß und so findet manches tolle Kleidungsstück eine neue stolze Besitzerin. Oder wir verleihen einfach mal ein besonderes Teil an unsere Freundin, die für das anstehende Event nicht schon wieder ein neues Abendkleid kaufen will.

4. Und wenn wir etwas Neues kaufen, dann sollten wir auch dies bewusst tun und wirklich nur das kaufen, was notwendig ist. Lieber Ersatzbeschaffung statt permanentem Zukauf, auf nachhaltige Schnitte und Materialien achten, hochwertige Qualität und fair produzierte Kleidungsstücke (Fair Fashion) kaufen. Und unsere Kaufentscheidung vielleicht noch einmal eine Nacht überschlafen – auch ein probates Mittel gegen Spontankäufe.

5. Im Idealfall bauen wir uns eine „Capsule Warderobe“ auf, eine solide Basisgarderobe, saison-übergreifend, mit langlebigen, hochwertigen Lieblingsstücken statt kurzlebigen, billigen Modetrends. Hierzu mehr in meinem Blogartikel „Perfekte Garderobenplanung: Der Aufbau einer Capsule Wardrobe“.

Wenn wir unser Konsumverhalten nachhaltiger gestalten wollen, hilft es, sich ein paar gezielte Fragen zu stellen:

Diese drei Fragen sollten wir uns vor jedem Kleiderkauf stellen:

  1. Brauche ich das wirklich?
  2. Woher kommt es, bzw. wie wurde es produziert?
  3. Kann ich mein vorhandenes Kleidungsstück vielleicht noch länger tragen, es ändern oder ggf. reparieren lassen?
Auch in unserem Imageberaterinnen-Netzwerk Corporate Color ist Nachhaltigkeit ein wesentliches Thema. Wir haben dafür sogar eine eigene TaskForce Nachhaltigkeit gegründet. Und auch unser Jubiläums-Netzwerktreffen stand ganz unter dem Thema „Nachhaltigkeit“ mit all seinen Facetten. Schaut doch mal rein: