Nachhaltige Mode: Fortschritte, Herausforderungen und worauf Verbraucher achten sollten

Die Modewelt steht vor einem Wandel: Nachhaltigkeit ist längst kein Nischenthema mehr, sondern entwickelt sich zu einem zentralen Anliegen der Branche. Während Fast Fashion durch billige Preise und kurzlebige Trends dominiert wird, wächst das Bewusstsein für die ökologischen und sozialen Folgen dieses Konsums. Umweltorganisationen, Aktivisten und Verbraucher fordern verstärkt nachhaltige Alternativen – die nachhaltige Modebewegung gewinnt an Fahrt. Doch wie viel davon ist echte Veränderung? Und wie behalten Verbraucher den Durchblick?

Immer mehr Verbraucher setzen sich mit nachhaltiger Mode auseinander und hinterfragen die Produktionsbedingungen ihrer Kleidung. Gleichzeitig gehen auch Modeunternehmen neue Wege, um nachhaltigere Alternativen anzubieten. Dennoch gibt es noch viel Verbesserungspotenzial.

Fortschritte in der nachhaltigen Mode

Viele Modemarken setzen zunehmend auf Nachhaltigkeit, faire Produktionsbedingungen, umweltfreundliche Materialien und innovative Recycling-Konzepte. Ein bedeutender Schritt war der „Fashion Pact“, den 32 der weltweit größten Modeunternehmen unterzeichnet haben. Dieser Pakt zielt darauf ab, den Klimawandel zu bekämpfen, den Verlust der Artenvielfalt zu stoppen und die Meeresverschmutzung zu reduzieren.

Auch Fast-Fashion-Marken wie Zara, Mango, H&M und Asos haben nachhaltige Kollektionen eingeführt, eigene Öko-Labels entwickelt und verschiedene umweltfreundliche Initiativen gestartet. Viele Unternehmen haben sich freiwillig zu ambitionierten Klimazielen verpflichtet, streben jedoch häufig erst bis 2030 Klimaneutralität an. Kritiker bemängeln, dass diese Fristen zu spät angesetzt sind und konkrete, kurzfristige Maßnahmen fehlen.

Ein wachsender Trend in der Branche ist die Kreislaufwirtschaft (Closed Loop), die darauf abzielt, Textilien möglichst lange im Nutzungskreislauf zu halten. Dies geschieht durch Recycling, die Wiederverwertung von Stoffresten und das sogenannte Upcycling. Zalando beispielsweise hat sein Engagement im Bereich Second-Hand seit einigen Jahren deutlich ausgebaut, einen eigenen Second-Hand-Bereich auf seiner Plattform gestartet und Pre-Owned-Produkte in nahezu allen Zalando-Outlets in Deutschland eingeführt. Auf diesen Trend springen aktuell immer mehr Fast-Fashion Anbieter auf, die sich mit dem Second-Hand-Geschäft einen zweiten (meist recht lukrativen) Markt erschließen.

grüner Wald mit Kreislaufsymbol

Kreislaufwirtschaft: Ein neuer Ansatz für nachhaltige Mode (Foto: pixabay)

Herausforderungen: Greenwashing und fehlende Transparenz

Trotz der positiven Entwicklungen bleibt die Modebranche eine der größten Umweltbelastungen weltweit. Viele Marken nutzen Nachhaltigkeit als Marketingstrategie, ohne tatsächlich große Veränderungen umzusetzen. Greenwashing – also das Vortäuschen ökologischer Verantwortung – ist ein großes Problem.

Experten fordern strengere gesetzliche Vorgaben und mehr Transparenz in der gesamten Lieferkette, damit Konsumenten nachhaltige Mode besser erkennen und bewusster einkaufen können.

Nachhaltige Mode erkennen: Siegel und Zertifikate

Für mehr Transparenz stehen auch Siegel und Zertifikate, die die ökologische und soziale Verantwortung von Marken belegen. Nachhaltige Modelabels setzen gezielt Rohstoffe aus fairem Handel ein und garantieren mit Labels, Siegeln, Zertifikaten soziale Mindeststandards über die komplette Produktionskette hinweg oder produzieren ethischer in ausgewählten Ländern. Verbraucher sollten darauf achten, dass die Produkte echte Nachhaltigkeitsstandards erfüllen und sich über die Qualität von Siegeln und Zertifikaten genau informieren, denn die Marken-eigenen Öko-Label sind oftmals nur ein Marketing-Instrument.

Eine Siegelübersicht bietet u.a. das Magazin Öko-Planet. (Bild: Öko-Planet Magazin)

Einige der wichtigsten offiziellen Siegel sind:

  • GOTS-Siegel (Global Organic Textile Standard): Zertifiziert ökologische und soziale Standards entlang der gesamten Lieferkette.
  • Fairtrade-Siegel: Steht für fair gehandelte Materialien und faire Arbeitsbedingungen.
  • IVN Best: Gilt als eines der strengsten Öko-Standards für Textilien.
  • Bluesign: Fokus auf schadstofffreie und umweltfreundliche Produktion.
  • Öko-Tex: Prüft Textilien auf Schadstoffe, steht aber nicht direkt für faire Produktionsbedingungen.

Eine wertvolle Hilfe stellt die von der Bundesregierung ins Leben gerufene Initiative „siegelklarheit.de“ dar, indem sie eine Übersicht der verschiedenen Siegel bietet und erklärt, welches für welchen Aspekt der Nachhaltigkeit steht. Auf der Website gibt es außerdem ein interaktives Spiel, das Wissen zu sozialer Produktion und nachhaltigem Konsum auf spielerische Weise testet.

Weitere Siegel-Übersichten gibt es unter anderem bei der Verbraucherzentrale, bei FashionUnited auch auf der Website des Magazins Öko-Planet. 

Fair Fashion – vom Trend zur Notwendigkeit

Nachhaltige Mode ist längst mehr als ein Trend – sie ist eine Notwendigkeit. Die Branche muss weiterhin an Lösungen arbeiten, um ihren ökologischen Fußabdruck zu verringern. Gleichzeitig haben Verbraucher eine wichtige Rolle: Wer sich bewusst für nachhaltige Mode entscheidet und auf glaubwürdige Siegel achtet, kann aktiv zur Veränderung beitragen.