McFashion: Fast Fashion Mode füllt den Schrank, aber nicht den Hunger nach mehr

Vom  25. – 27. Oktober fand in Leipzig die Messe „Designers‘ open“ statt. Unter dem Motto „Do! Future Matter“ präsentierten rund 160 Designer vom Upcycling über regionale Produktionen bis hin zu innovativen Materialien umweltbewusste Designideen. Nachhaltigkeit in der Modeindustrie als Kontrastprogramm zum Fast Fashion Konsum.

Was heißt eigentlich “Fast Fashion”?

Direkt übersetzt bedeutet es „schnelle Mode“, also günstig produzierte, nicht auf Langlebigkeit ausgelegte Mode. Gekennzeichnet durch zum Teil fast wöchentlich wechselnde Kollektionen, die die schnelllebigen Trends von heute in High-Speed-Geschwindigkeit zu erschwinglichen Preisen auf den Markt bringen.

Masse statt Klasse. Wegwerfen und neu kaufen statt Langlebigkeit.

Fast Food für den Kleiderschrank: Immer mehr, immer schneller, immer billiger

Trends in der Modewelt sind heute viel schnelllebiger als früher.

Die digitale Revolution verändert auch unser Kaufverhalten in Bezug auf Kleidung. Heute werden die Trends vom Laufsteg der Modenschauen direkt kopiert und in Echtzeit über Social Media verbreitet. Influencer leben auf Instagram und YouTube vor, was angesagt ist, und jeder will es sofort im eigenen Kleiderschrank haben. Also muss schnell (und günstig) produziert werden. Und dann wird das Teil manchmal nur einmal getragen, bevor es entsorgt und – meist online – schon wieder das nächste Schnäppchen bestellt wird.

Unser Konsumverhalten hat sich verändert – immer mehr Menschen kaufen online. (Foto: Bruce Mars/Pexels.com)

Im Durchschnitt kauft eine Person heutzutage 60% mehr Kleidungsstücke als noch vor 15 Jahren, behält sie aber nur halb so lange wie früher, hat McKinsey in einer Studie herausgefunden. Erschreckend: 60 % aller Kleidungsstücke werden innerhalb eines Jahres nach ihrer Herstellung wieder weggeworfen! Die weltweite Produktion von Kleidung und Schuhen hat sich zwischen 2000 und 2015 etwa verdoppelt, lt. einem Report der britischen Ellen MacArthur Foundation. Findet kein Umdenken statt, wird sich der Verbrauch an Ressourcen bis zum Jahr 2050 verdreifachen.

Ein Ende dieser ungesunden Entwicklung ist nicht wirklich in Sicht. Ultrafast-Fashion Firmen – meist reine Online-Anbieter wie bspw. Asos oder Boohoo – bringen neue Trends immer schneller auf den Markt. Während der Produktionszyklus bei den Fast Fashion-Pionieren wie H & M, Primark oder Zara nach einem aktuellen Coresight Report noch bei 5 – 6 Wochen liegt, beträgt der durchschnittliche Ultrafast-Produktionszyklus vom Design zum fertigen Teil zwei bis vier Wochen. Zum Vergleich: traditionelle Retailer brauchen sechs bis neun Monate.

Der Markt wird heute mit 20 Kollektionen und mehr pro Jahr überschwemmt, der ständig wachsende Hunger nach etwas Neuem befriedigt – Fast Food für den Kleiderschrank.

Der vermehrte Kauf übers Internet begünstigt diese Entwicklung. Die Ultrafast-Fashion Firmen produzieren häufig erst, wenn die Online-Anfragen bei ihnen eingehen – und dann wird High-Speed produziert – ohne Rücksicht auf knapper werdende Ressourcen oder humane Arbeitsbedingungen.

Fast Fashion hinterlässt unübersehbare ökologische Spuren

Fast Fashion Mode wird größtenteils unter katastrophalen Arbeitsbedingungen und extrem schädlichen Belastungen für unsere Umwelt produziert.

Da verteufeln wir Flüge und Kreuzfahrten, fahren für eine gute CO2 Bilanz lieber Fahrrad, Bus oder Bahn statt Auto – und dann kaufen wir das 20ste T-Shirt mit angesagtem Animal-Print für 8,99 Euro. Dabei stammen rund 10 Prozent der weltweiten Gesamtemissionen aus der Modebranche. Sie entstehen bei der Gewinnung von Plastikfasern, der Weiterverarbeitung und langen Transportwegen. Durch die Textilindustrie wird jährlich mehr CO2 freigesetzt als durch den internationalen Flug- und Schiffsverkehr zusammen!

alte Nähmaschine

Die Arbeitsbedingungen in den Billiglohnländern sind oft miserabel. (Foto: Pexels.com)

Und da diese Kleidung meist in Asien, Bangladesch, den Philippinen oder Äthiopien produziert wird, wo Umweltschutz kein Thema ist, landen auch noch giftige Chemikalien, die von den Textilfabriken entsorgt werden, in den Flüssen. Oder finden sich als Rückstände in der Kleidung selbst, wo sie beim Träger Kontaktallergien und andere Krankheiten auslösen können.

Von den Arbeitsbedingungen der Arbeiterinnen in diesen Billiglohnländern ganz zu schweigen. Diese nähen oft unter unzumutbaren Verhältnissen sieben Tage die Woche im Akkord – und bekommen am Monatsende weniger, als das von ihnen produzierte Kleidungsstück bei uns im Laden kostet.

Unsere Altkleiderberge wachsen unermüdlich

Fast Fashion und Modetrends von heute machen den Müll von morgen. 1,35 Millionen Tonnen Kleidung allein aus privaten Haushalten in Deutschland landen jedes Jahr in Altkleidercontainern. Davon sind 50 bis 80 % unbrauchbar, weil sie so eine schlechte Qualität haben, dass sie auch in der Altkleidersammlung nicht mehr genutzt, sondern nur noch entsorgt werden können. Verbrennung statt Putzlappen  – und damit noch mehr steigende Emissionen.

Laut Greenpeace werden allein in Europa fast 6 Millionen Tonnen Kleidung pro Jahr weggeworfen. (Foto: Stephan Siebert/Shotshop.com)

Die Folgen für Mensch und Umwelt sind verheerend, wenn wir nicht endlich gegensteuern.

„Do! Future Matter“ – es geht auch anders, aber vor allem geht es uns alle an

Ressourcen richtig (wieder-)verwenden, darum drehten sich auch die zahlreichen Sonderschauen der Designers‘ Open.

Was sind die Materialien der Zukunft? Wie gelingt es uns, Materialien wiederzuverwenden, weiter zu nutzen, Ressourcen nicht zu verschwenden, sondern im Stoffkreislauf zu halten? Ideen für die Zukunft diskutierten zahlreiche Aussteller und internationale Referenten im Open Panel.

Themen, die auch die Verbraucher zunehmend bewegen. Auch auf Käuferseite nimmt Nachhaltigkeit einen immer größeren Stellenwert ein: Einer Befragung von YouGov zufolge schätzen knapp zwei Drittel (61%) der Deutschen den Effekt von Nachhaltigkeit in Handel und Produktion auf die Umwelt als groß oder sehr groß ein.

Slow – und Fair Fashion heißen die Gegentrends zu Fast Fashion und dazu kann jeder einzelne von uns beitragen. Wie?  – Darum geht es in den beiden anderen Artikeln meiner Blogreihe.

Wer darüber hinaus noch mehr zum Thema lesen möchte, dem empfehle ich den Blogbeitrag meiner CorporateColor-Netzwerkkollegin Sandra Garvens zum Besuch der Ausstellung „Fast Fashion. Die Schattenseiten der Mode“.