Schluss mit billig: Fair- und Slow Fashion als Gegentrend zu Fast Fashion Mode

Der Trend zu Nachhaltigkeit und mehr Umweltbewusstsein ist unumstritten. Die Fridays for Future Bewegung ist weithin bekannt, gerade die junge Generation hebt den ökologischen Zeigefinger und protestiert weltweit gegen die Verschwendung von Ressourcen. Die Generation Z als Fair Fashion-Treiber? 

Viele geben an, auf Nachhaltigkeit zu achten, essen Bio und vermeiden Plastik – und kaufen trotzdem bei Primark, H & M oder den großen Ultrafast-Fashion Online-Anbietern, wie bspw. Shein. Denn leider ist der Preis nach wie vor ein Hauptargument beim Kleidungskauf. Je billiger das Kleidungsstück, desto häufiger können wir es durch die neueste Kollektion ersetzen. Denn auf die aktuellsten Modetrends möchte gerade die Instagram-Generation nicht verzichten. Kleidung als Wegwerf-Produkt – sogenannte Fast Fashion – allen Nachhaltigkeitsbewegungen zum Trotz. Zwischen Einstellungen und tatsächlichem, alltäglichen Konsumverhalten gibt es häufig eine Diskrepanz.

Die Fridays for future Bewegung kennt mittlerweile fast jeder. (Foto: Pixabay.com)

Aber so langsam steigt die Sensibilität der Verbraucher auch in Bezug auf Nachhaltigkeit in der Kleidung, und dies wird ein Zukunftsthema, das die Mode-Branche stark verändern wird.

Es gibt immer mehr Gegentrends zum schnellen Ex und Hopp beim Kaufen und Tragen von Kleidung – sowohl auf der Anbieter- als auch auf der Konsumenten-Seite.

Viele Modemarken haben bereits Nachhaltigkeitsinitiativen gestartet

So haben 32 der größten Modefirmen der Welt einen „Fashion Pact“ geschlossen, der zum Ziel hat, dem Klimawandel, dem Artensterben und der Verschmutzung der Meere Einhalt zu gebieten. Auch Fast Fashion Anbieter wie H & M, Zara, Mango und Asos haben in den letzten Jahren nachhaltige Kollektionen aufgebaut, bieten zum Teil eigene Ökolabels und haben eine Reihe an umweltfreundlichen Initiativen gestartet. Viele sind Selbstverpflichtungen eingegangen und streben beispielsweise Klimaneutralität an – oft aber erst bis zum Jahr 2030.

Auch das Konzept der Kreislaufwirtschaft (closed loop) stößt auf immer mehr Nachahmer. Es sieht vor, dass alle Bestandteile der Kleidung so lange wie möglich genutzt und im Kreislauf gehalten werden, zum Beispiel durch Recycling von Textilresten oder „Upcycling“ zu neuen Produkten. Zalando bspw. will bis 2023 durch Recycling, Second-Hand-Handel und Verbesserung der Produktqualität mindestens 50 Millionen Modeprodukte länger in der Nutzung halten. (Zum Vergleich: Aktuell führt Zalando gerade mal rund eine Million Artikel über seine Wiederverkaufsplattform Zalando Wardrobe in die Kreislaufwirtschaft zurück.)

Gute Ansätze, die aber vielen noch nicht weit genug gehen.

Fair Fashion – nachhaltige Mode aus ökologischen Rohstoffen. (Foto: Pixabay.com)

Fair Fashion: Mode aus nachhaltiger, ökologischer und fairer Produktion

Fair Fashion steht als Sammelbegriff für die Verwendung von alternativen, ökologischen Rohstoffen, fairen Löhnen und ressourcenschonender Produktion. Nachhaltige Modelabels setzen gezielt Rohstoffe aus fairem Handel ein und garantieren mit Labels, Siegeln, Zertifikaten soziale Mindeststandards über die komplette Produktionskette hinweg oder produzieren ethischer in ausgewählten Ländern.

Kleidung mit dem GOTS-Siegel muss aus mindestens 70 % kontrolliert biologisch erzeugten Naturfasern bestehen

Das GOTS-Siegel, die Label von IVN, Fairtrade, Bluesign und Öko-Tex sind nur einige Zertifikate, die fair produzierte Mode ausweisen, wobei die beiden letzteren „nur“ für Schadstofffreiheit stehen. Man sollte sich also auch immer über die Qualität eines Siegels informieren. Die von der Bundesregierung eingerichtete Initiative „siegelklarheit.de“ stellt die verschiedenen Siegel gegenüber und zeigt, welches genau wofür steht. Auch Greenpeace liefert mit seinem „Einkaufsratgeber Textil“ Informationen und zusätzlich eine Ladenliste: Greenpeace-Textilratgeber-Ladenliste

Die Vielfalt an Fair Fashion Labels ist mittlerweile groß, denn nachhaltige Mode entfernt sich immer weiter vom negativ besetzten Öko-Mode-Image. Nachhaltige Mode kann chic und stylisch sein und ist inzwischen oft auch durchaus bezahlbar. Gerade hoher Preis und Schlabberlook-Image waren bislang die meistgenannten Gründe, warum Verbraucher keine Fair Fashion Produkte gekauft haben.

Es gibt nicht nur viele kleine Nischenanbieter mit grünen Labels, sondern auch große Marken wie beispielsweise Hessnatur, Armedangels oder Greenality, die faire Mode produzieren. Das Angebot reicht von Business- bis Sportkleidung, und zwar nicht nur online, sondern in fast jeder Stadt gibt es inzwischen Läden, die Fair Fashion Mode anbieten.

Die Smartphone-App „Fair Fashion Finder“ hilft, geeignete Läden zu finden. Hinter der App steht das Fair Fashion Network Get Changed!, auf dessen Website man auch ohne Smartphone eine Suche durchführen kann.

Auf der auf Nachhaltigkeitsthemen spezialisierte Online-Plattform Utopia gibt es nicht nur viele Informationen, sondern auch eine Liste der 10 größten Anbieter von Fair Fashion Mode. Und auch der Stern hat eine Liste mit 12 Anbietern von Fair Fashion Mode veröffentlicht, die man kennen sollte, wenn man sich für das Thema Fair Fashion interessiert. Last but not least hier noch eine Liste mit  99 nachhaltigen Modelabels.

Nachwachsende Rohstoffe wie bspw. Kork als Material für nachhaltige Mode. (Foto: Pixabay.com)

Auch immer mehr Startups beschäftigen sich mit Konzepten für fair produzierte und nachhaltige Mode

Sie produzieren aus Naturfasern wie Bio-Leinen, Kork, Algen oder Recycling-/Upcycling-Materialien oder experimentieren mit veganer Mode.

Einige Beispiele: Das Startup „Breathing Planet“produziert nachhaltige Mode aus Holz, „Lovesign“ macht vegane Shirts und Hoodys, und bei „Melaware“ werden nachhaltige Sneaker produziert.

Fair Fashion ist vom Statement zum Trend geworden

Manchmal fällt im Zusammenhang mit Fair Fashion auch der Begriff Slow Fashion, denn die Übergänge sind fließend. Der Begriff „Slow Fashion“ umfasst ein Sammelsurium verschiedenster Strategien, mit denen Mode nachhaltiger werden soll. Wie diese aussehen können, darum geht es in meinem Blogartikel: Slow Fashion – entschleunigte und bewusste Mode.